Fotografien des Verschwindens
23. Januar 2009 — 21. Februar 2009
Elfi Anderegg / Silvia Kamm-Gabathuler
Die letzte Ausstellung in der Reihe auf Fotografie ausgerichteter Themen bestreiten die beiden Künstlerinnen ElfiAnderegg und Silvia Kamm-Gabathuler. Beide verfolgen einen konzeptuellen Zugang zur Fotografie, wobei das fotografische Bild am Anfang steht und sich das endgültige Bild erst in einem vielschichtigen künstlerischen Prozess herausbildet.
In Kamm-Gabathulers Arbeiten ist das Ausgangsbild nicht mehr zu erkennen. Es hat sich in einer Reihe von digitalen Vergrösserungsprozessen komplett aufgelöst, sodass zum Schluss nur ein Set von einigen Hundert farbigen Pixeln übrig bleibt. Diese dienen als weiterführendes „Material“, mit dem abstrakt-konkrete Bildwelten entwickelt werden. Das Foto hat seine Form gänzlich verloren, nur die Farben sind als eine Art Extrakt noch präsent; Farben, die neue Formen annehmen und dadurch dem verschwundenen Foto auf einer anderen Ebene ein neues Leben zukommen lassen.
Ähnlich verfährt Elfi Anderegg mit ihren Ausgangsbildern in der Arbeit still lifes. Details aus Ölgemälden alter Meister werden derart fotografiert und vergrössert, dass vom Original kaum mehr Erkennbares übrig bleibt. Auch hier haben sich die Formen zugunsten der Farben aufgelöst. Verschwommene Farbfelder lassen die ehemaligen Dinge – es sind alles Gemälde von Stilleben – erahnen. Man ist verunsichert, meint etwas zu erkennen, doch deutlich wird das Bild nicht. Genauso wie es nicht mehr möglich ist, in die Jahrhundert zurückzublicken, an die uns die Ölgemälde erinnern, bleiben die Bilder unscharf und geben nur noch wenig von ihrer Herkunft preis.
Beide Künstlerinnen lassen die Dinge und ihre Form, sowie deren Abbildungen weit hinter sich, um allein aus Farben neue Welten zu generieren; Welten, die an Gewohntes erinnern, es aber nicht deutlich aussprechen, sondern durch ihre Reduktion und Unschärfe den Betrachter auffordern, den Ahnungen zu folgen und das Erkennen und Verstehen zugunsten einer rein ästhetischen Erfahrung aufzugeben.
Jürgen Krusche, Januar 2009
galerie visarte zürich / schoffelgasse 10 / 8001 Zürich